Die Kategorie „Sonstiges“ ist ein bewusst großzügig gehaltenes Areal, das psychologische Themen beherbergt, die sich (noch) nicht eindeutig verorten lassen. Der menschliche Geist entwickelt sich schneller als unsere Kataloge: Neue Konzepte entstehen, hybride Verfahren nehmen Gestalt an, und manche Lebensgeschichten weigern sich hartnäckig, sich auf ein einziges Etikett reduzieren zu lassen. Bringt eine Autorin oder ein Autor einen Beitrag mit, der experimentell, interdisziplinär oder überraschend vielschichtig wirkt, findet er hier seinen Platz. Anstatt die Realität in eine Schublade zu zwängen, erweitern wir die Schublade und lassen die Wirklichkeit in ihrer ganzen Komplexität zu Wort kommen.
Stell dir einen Essay über die Einsamkeit von Astronautinnen und Astronauten während mehrjähriger Missionen vor oder einen Feldbericht über die Gefühle freiwilliger Taucher, die bedrohte Korallenriffe bewachen. Solche Texte berühren bekannte Themen – Angst, Trauer, Umweltpsychologie – und überschreiten sie zugleich auf eigene Weise. Würden wir sie auf verschiedene Rubriken verteilen, ginge ihr roter Faden verloren. Hier bleiben sie zusammen und bilden eine durchgehende Spur, die die Frontlinie des aktuellen Diskurses markiert. Im Laufe der Zeit zeigt sich, welche Strömungen sich verfestigen und eine eigene Kategorie verdienen und welche nomadisch bleiben – ein bleibender Hinweis darauf, dass Wissen Prozess ist, nicht Endpunkt.
„Sonstiges“ feiert auch das Zusammentreffen von Disziplinen. Die moderne Psychologie befindet sich im intensiven Dialog mit Neurowissenschaften, Philosophie, Ökologie, Informatik und digitaler Anthropologie. Beiträge über Trauerrituale in Virtual Reality, algorithmisches Empathietraining oder die moralische Handlungsfähigkeit von Begleitrobotern gedeihen an diesen Schnittstellen. Indem wir ihnen Raum geben, ermutigt die Rubrik zu lateralem Denken und fragt, ob traditionelle Grenzen noch tragen. Das Ergebnis ist ein lebendiger Austausch, der Schubladen sprengt und neue Muster anbietet, um menschliche Erfahrung zu begreifen.
Nicht zuletzt bewahrt diese Kategorie die widerspenstige Schönheit des gelebten Lebens. Menschliche Geschichten folgen selten nur einem Thema: Trauma verwebt sich mit Humor, Resilienz steht neben Verletzlichkeit, und jede Emotion trägt die Farbe ihres kulturellen Kontexts. Manche Erzählungen widersetzen sich der Reduktion so vehement, dass jedes Etikett Nuancen tilgen würde. Hier bleiben sie unversehrt. Wenn du Neugier höher schätzt als bequeme Ordnung und Unsicherheit lieber hast als vorschnelle Antworten, dann kehre hierher zurück. „Sonstiges“ ist eine Karte im ständigen Wandel – und der beste Ort, um ohne Eile die Weite der Psyche zu erkunden.
